21.11.2013

a thing of beauty.







































Das, meine lieben Freunde, ist ein echter Opa Fritz Semmel. Ein echter. Und ich habe ihn gebacken. Und das macht mich sehr stolz. Denn das ist nicht irgendein Semmel, sondern der schönste und leckerste Semmel der Welt. Ich habe noch nie einen gegessen, der besser geduftet oder geschmeckt hat. Opa Fritz hat es nämlich backtechnisch einfach drauf. Schließlich war er auch Bäcker. Und Elektriker.  Aber das ist eine andere Geschichte. Und Stromleitungen will ich ja an dieser Stelle auch nicht verlegen. Jetzt ist er übrigens Renter. Der Hefeteig meines Opas jedenfalls (das Rezept gebe ich nicht weiter prinzipiell) dient als Grundlage für eine Vielfalt lukullischer Hochgenüsse, die da wären:

- Opa Fritzes Apfelkuchen
- Opa Fritzes Prilecken
- Opas Fritzes Semmel

Vor ein paar Monaten habe ich angefangen, Familienrezepte in einem eigens dafür gebundenen Buch aufschreiben zu lassen. Familienrezepte aufzuschreiben ist gar nicht so einfach und das hat zweierlei Gründe. Zum einen sind es Familienrezepte, die besagte Verwandte seit Jahrzehnten aus dem Eff Eff zusammen rühren, braten, backen, kochen. Sich da auf grammgenaue Maßeinheiten festnageln zu lassen, ist ganz schön kompliziert und führt eventuell auch nicht zu gewünschten Ergebnis, womit wir bei Grund Nummer zwei wären: Der Geschmack. Es ist fast unmöglich, das Hühnerfrikassee, die Graupensuppe, den Guglhupf, das Gulasch wie Oma, Mutter, Tante oder auch Opa hinzubekommen. Denn Kindheitsgenüsse setzen sich nicht nur aus Geschmack, sondern auch aus spezifischen Gerüchen und Ritualen zusammen, da bin ich mir sicher. 

Soweit, so gut. Zurück zum Semmel. Ich habe mehr als einmal zugeschaut, wie Opa den Semmel gebacken hat, habe mir jeden Handgriff angeschaut, alles mitgeschrieben und festgestellt: Er macht es pi mal Daumen und trotzdem kommt auf wundersame Weise am Ende immer wieder eins bei raus: Opa Fritzes Semmel. Das Rezept hatte ich ja schon, die Zutaten auch eingekauft. Nun ging es ans Eingemachte. Während des Backens habe ich drei Mal in der Heimat angerufen, um mich abzusichern. Die frische Hefe vorher in Milch auflösen? Das Salz vorher mit dem Mehl vermengen? Wie lange nochmal kneten? Ich tat, wie mir em-pfohlen. Knetete the hell out of this Semmelteig und ließ ihn ordentlich gehen. Geduld war gefragt, ich wollte schließlich wirklich gar nichts falsch machen.

Ab in die Kastenform, ab in den Ofen. Nach zehn Minuten schaute ich nach und stellte fest: Was zum Teufel habe ich falsch gemacht? Der Teig eskalierte völlig in dieser, nach Meinung meiner Oma seltsamen, Silikonbackform und bahnte sich seinen Weg über den Kasten hinaus, verformte den Kasten an den Seite und wuchs und wuchs. Wo das in der nächsten Stunde hinführen sollte, das wusste nur allein die Hefe.

Um das mal abzukürzen an dieser Stelle. Nach der vorgegebenen Zeit und nachdem der Teig optisch resch geworden war, holte ich das Semmelmonstrum aus dem Ofen. Es. duftete. fantastisch. Ich befolgte Omas Rat, den Teig erstmal abkühlen zu lassen (sonst Durchfall bestimmt) und probierte nach zehn Minuten den Knust. 

Was soll ich sagen? I did it. Opa Fritzes Semmel, made by me, made my day.

Ich liebe kochen, ich mag kein backen, aber jetzt, jetzt, wo ich Semmel backen kann, kann mir nichts mehr passieren. Für meine Familie wird es später immer anständigen Semmel zum Sonntagsfrühstück geben. Da sage ich: Gottseidank. Da wird mein Mann sagen: Gottseidank. Da werden meine Kinder sagen: Danke Mama. Da wird mein Hund sagen: … (aber da ich ja nicht in der Zukunft, sondern im Jetzt leben soll, sagt also meine Mitbewohnerin: Hammer Semmel). 

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