28.08.2011

Last night a Kehrwieder Grill Cheeseburger saved my life

Hier das Beweisfoto, dass ich gestern sturzbesoffen war. Kenner und Liebhaber wissen, warum.



24.08.2011

Verschiebung

Morgens und nachts kommen mir immer die besten Ideen. Damit ergeben sich jedoch zwei Probleme. Erstens schlafe ich nachts. Wenn ich aufwache und einen schönen Gedanken, manchmal auch nur einen Satz im Kopf habe, fehlt mir meist die nötige Peilung und Muße, das Licht anzumachen, Papier und Stift zur Hand zu nehmen und es aufzuschreiben. Zweitens habe ich morgens kaum Zeit. Hinsetzen und Text verfassen? Das ist kaum möglich und würde meine ganze Morgenroutine ins Wanken bringen. Routine ist die halbe Miete im Leben, sie bringt gewisse Ordnung dorthin, wo sonst nur Chaos herrscht. Ich sitze wieder an meinem Schreibtisch mit der schummrigen Lampe, draußen ist das nächste Gewitter vorbei gezogen und schafft ein wenig Kühlung in der stickigen Augusthitze (das ich sowas dieses Jahr nochmal behaupten kann). Ich bin schläfrig, es ist schon spät, ich sehne mich nach wohltuendem Schlaf, denn der Wecker wird mich um sechs Uhr aus der Fassung bringen. Ich vermisse das Geräusch der klappernden Laptoptasten, ich vermisse es zuzuschauen, wie der Text im Dialogfeld Zeile um Zeile langsam wächst, wie ich ihn verändere und kürze und nachdenke. Ich habe Lust zu schreiben, doch ich bin so schläfrig. Ich sehne mich nach Zeit, nach Zeit, die mir frei zur Verfügung steht, zum Schreiben am liebsten. Am liebsten an einem Ort ohne Störungen, ohne Radio, Internet oder Telefon. Dann würde ich schreiben. Es wäre das Paradies. Vielleicht finde ich diesen Ort demnächst.

18.08.2011

Kleine Pause

Heute Morgen auf dem Weg in die Heimat. Der Zug fährt am Dammtor um 5 Uhr 57 los. Icb bin das einzige Mädchen auf dem Bahngleis. Im ICE kurz vor Hannover gibt der Schaffner die Anschlusszüge durch.

Schaffner: An Gleis 9 erhalten Sie Anschluss an den Regio...
Ein SMS Piepton ertönt durch den Lautsprecher.
Schaffner: ...
Schaffner: So, ich habe hier eben ne Simse bekommen, die muss ich erstmal checken, Moment.
Schaffnr: ... (es vergehen mindestens 20 Sekunden).
Schaffner: ... an den Regionalexpress Richtung Braunschweig um 7 Uhr 55.

Merke: Die Pause nach dem Lesen der 'Simse' lässt viele Fragen offen, zumindest für mich: Ist der junge Mann Vater geworden? Hat seine Freundin mit ihm Schluss gemacht? Was ist in den 160 Zeilen passiert? Fragen, die wohl für immer unbeantwortet bleiben, aber wir stellen fest: Schaffner sind auch nur Menschen, und wenn womöglich die Liebste einen Guten-Morgen-Gruß schickt, dann hat sie erste Priorität und ich finde kleine Unterbrechungen der Routine stets ziemlich amüsant und eher schön denn negativ. Denn missmutig sind wir ja sonst den Rest des Tages und vor allem um 7 Uhr morgens, wenn man schon 1 Stunde auf Reisen ist.

15.08.2011

Dinge, die mich dieses Wochenende überaus glücklich gemacht haben in Bildern (Dinge, die mich eher traurig gemacht haben, wurden selbstredend nicht fotografiert)

Von morgens bis abends mit tollen Freunden im wirklich matschigen Matsch zu schöner Musik südlich der Elbe zu tanzen und dabei ganz viel Bier zu trinken. Am nächsten Tag völlig gerädert aufzuwachen und im Bad festzustellen, dass man gestern außer einem Stück Gurke nur Flüssignahrung zu sich genommen hat, noch getrockneter Schlamm am Haaransatz klebt und ein schmerzhafter Bluterguss sicher einige Zeit an diesen schönen Tag erinnern wird.

Richtig zuzupacken wie ein wahrer Mann und bis nach Mitternacht Traversen zu schleppen, dreckig zu sein und dabei ganz viel Bier zu trinken. (Anmerkung: Eigentlich sieht mein Arm süß und filigran aus, das Licht war halt ungünstig und ich kam just aus der Dusche und hatte noch eine prickelige Gänsehaut. Fokus liegt eher auf dem  Bluterguss - kam wohl vom Männlich Sein [wollen].) 

11.08.2011

Zwischen Tür und Angel

Ich stehe also mit meinem schwarzen Bademantel im Badezimmer vor dem Spiegel und schmiere mir eine zähe, weiße Paste ins Gesicht - Antistressmaske.

Selda: Es ist 16 Uhr und du machst dir einen schönen Abend.

10.08.2011

Ganz wunderbar zum Frühstück und gegen schlechte Laune





Veedon Fleece (Van Morrison)

Ich gebe es hier offen und ehrlich zu, denn, obwohl viele Leute anders denken, braucht man sich für seine Meinung nicht schämen, also ich bin ein großer Bahnfan und das mag familiär bedingt sein, das ist wie mit Parteien wählen, von der Meinung seiner Eltern muss man erstmal wegkommen, der Geist muss reifen, aber vorgefärbt ist er schon, na jedenfalls fahre ich gerne Bahn, schon als Kind und damals konnte ich auf Reisen ja auch nie schlafen, sondern musste stets die an mir vorbei ziehende Welt hinter der Scheibe beobachten, auch wenn sie mit 200 Stundenkilometern zu einem bunten Farbenmeer verschwamm, REM, Rapid Eye Movement ohne Schlaf, klingt komisch, funktioniert aber, auch nachts, vielleicht aus Angst, etwas zu verpassen, diese Angst, man kann es positiv auch als Neugierde bezeichnen, ist womöglich Grund für meine immense innere Unruhe, die ich nach außen und innen trage, schon mein ganzes Leben lang, ist allerdings auch zugleich sehr förderlich, wenn man so einen Neugier affinen Berufswunsch hegt wie ich, ja richtig, nachfragen, verarbeiten und erzählen und dafür auch noch Geld bekommen, ist doch fantastisch, und, um mal auf das nie schlafen auf Reisen zurück zu kommen, ich schaue also immer aus dem Fenster, weil man da wunderbar zuhören kann, der Musik, die man hört und weil man da wunderbar nachdenken kann, über Gedanken, die einen so ereilen, auf Reisen, denn Reisen ist Sehnsucht, und Sehnsüchte habe ich viele, man soll sich das ja bewahren, das passiert unweigerlich, die sich verändernde, vorbei rauschende, farbenverschwommene Landschaft zwingt ja gerade dazu, die Fahrt heute in den frühen Morgenstunden zum Beispiel, schon hunderte Male bin ich auf diesen Gleisen Richtung Hamburg gefahren und trotzdem schaue ich immer noch gerne aus dem Fenster knappe 2 Stunden, versuche jeden Baum mit einem Augenschlag zu würdigen, dann plötzlich die ersten Kräne, die Elbe, die Hafen City, Hauptbahnhof, und angekommen, nein, angekommen nicht, noch nicht, selbst im Flugzeug ist es gleich, ich schaue immer raus, obwohl man denken könnte, die Wolken sehen alle gleich aus, sehen sie aber nicht, kann man dieser Tage bestens draußen beobachten, sie sind wunderschön und ich erkenne auch allerhand in diesen kilometerhohen Gebilden aus, was war es doch gleich, Wasserstoff, Dinosaurier, Herzen, Popeye, allerhand eben, ich freue mich schon in ein paar Wochen mit dem Zug nach Wien zu fahren, 9 Stunden nach draußen gucken, vielleicht erst Regen, dann Sonne, dann wieder Regen, Rapsfelder, dann Weizen, dann Berge, dann Almen, kann viel passieren auf so, na was mögen es sein, 800 Kilometer Richtung Süden, und so tippe ich weiter ohne Punkt und Atempause, wie ein ICE, der rastlos über die Schienen rauscht, tippe weiter und werde doch müde, ich habe gar nichts zu erzählen, merke ich, höre mal lieber an dieser Stelle auf, na Mensch, doch schon Dammtor, angekommen.



05.08.2011

Heut' is so ein schöner Tag schalala la la

In einem kleinen Dorf irgendwo in Niedersachsen denken gerade rund 2800 Leute: Scheiße, es regnet. Es ist Volksfestwochenende. Egal, ob es regnet, wir haben trotzdem Spaß, heißt das sich wiederholende Mantra der jetzt schon angeheiterten Dorfgemeinschaft. Bier, Weib und Gesang. Früher mal Schützenfest, aber das darf man jetzt nicht mehr sagen, weil es ein Fest fürs Volk ist, nicht nur für Schützen, wir sind offen für alle und Schützenvereine sind heutzutage eh ein heikles Thema. Rein in die engen Uniformen, ordentlich gebügelt, die Abzeichen glänzen. Lassen den Gang aufrecht wirken, man geht festen Schrittes, den Blick nach vorne gerichtet, rechter Fuß auf Schlag der Pauke. Eins und zwei und drei und vier. Die Uniformen haben die Repressalien vergangener Zeiten überstanden, diese drei Tage darf man endlich wieder marschieren. Die Band heißt zwar nicht Tiffany's, aber mindestens so ähnlich. Die Meute sitzt auf dem abgewetzten Holzboden des Festzeltes, es wird Rosé von Aldi ausgeschenkt, der dröhnt ordentlich. Aloha hé, wir träumen vom Rudern, Schatzi, schenk mir ein Foto, denn ich steh am Marterpfahl bis sich das rote Pferd umgedreht hat. Volksfest ist ein permissives Feld: Regeln, normierte Verhaltensweisen, alles ausgeschaltet an diesem Highlight des Jahres. Nachts geht man Arm in Arm mit dem sonst so verhassten Nachbarn nach Hause und verspricht sich: jetzt öfter wieder was zusammen machen, Schmatzer auf die Backe, ist doch toll, wenn man noch so eine Gemeinschaft hat! 
Es regnet in Strömen, die Art von Nieselregen, die den ganzen Tag nicht mehr versiegen wird, es hat sich eingeregnet, genau über dem Festplatz. Die Uniformen werden erst klamm, dann nass, dann die Kälte. Aufkommende Gänsehaut wird einfach weggetrunken, bis man nichts mehr spürt. Kinderkarussell und Autoscooter drehen schon ihre Runden, in den langsam entstehenden Pfützen des unebenen Festgeländes spiegelt sich die Lust am Suff in rot, grün und vor allem blau. Und es geht wieder los, los, los. Der Chip für 2,50. 5 für 10. Geschäft gemacht, Bratwurst verputzt, schnell mit wässrigem Bier ohne Kohlensäure nachgeschüttet. Wo sich sonst der Magen schon umgedreht hätte, erfährt er dieses heilige Wochenende eine unfassbare Belastbarkeitsprobe, die er auch besteht. Gekotzt wird Montag, auf der Arbeit. Permissives Feld eben. Es ist wie uniformierter Kurzurlaub, man kann das Knistern freudiger Erwartung eines ganzen Dorfes förmlich spüren. Oder sind es doch nur die Fähnchen, die an jedem dritten Haus wehen? 
Alte Männer, frühere Junggesellen, fahren mit dem Rad schon mal runter, schauen, ob die Schaustellerjungens das auch anständig machen. Es wird freundlich gegrüßt, bis 12 noch Arbeiten, die Minuten werden gezählt. 2800 Mal irgendwo in Niedersachsen. Wir werden unseren Spaß haben, egal, ob es regnet. Montag ist wieder Ernst. Dorfgemeinschaft ist was Feines. Auch, wenns nur drei Tage im Jahr anhält.



Teuflischer Kreis des Axolotls

Hallo, mein Name ist Simon. Wenn ich groß bin, möchte ich Pilot werden, weil mein Vater mir einen großen Globus geschenkt hat als ich 11 wurde. Der Globus war groß, so groß wie die Welt und anstatt ihn auf einen Tisch zu stellen und ihn zu drehen, bauten wir ihn um und seitdem hing er als Zimmerlampe oben an meiner Decke. Meine Zimmerwände waren blau, so blau wie das Universum, und sobald es dunkel wurde, legte ich mich ins Bett, knipste meinen Globus an und starrte auf die Welt und das dunkelblaue Weltall. Die Globuslampe konnte sich nicht drehen, sie war nicht perfekt, aber das machte nichts, weil ich wusste, dass China auf der anderen Seite der USA lag. Mehr wusste ich nicht und perfekt bin ich auch nicht, also war das so in Ordnung. Das Weltall war mindestens so groß wie mein blaues Zimmer und manchmal drohte mein Kopf bei dem Gedanken zu zerplatzen. Ich möchte Pilot werden und die Welt umfliegen. Ich möchte Menschen an ferne Orte fliegen und selbst an diese Orte reisen. Weil ich nett bin. Ein Gutmensch. Ich möchte nicht nur in andere Teile der Erde reisen, sondern auch fremde Menschen sicher dorthin bringen. Das ist ein feiner Zug von mir, deswegen glaube ich, dass ich zur Kategorie Gutmensch gehöre. Ich möchte, wenn ich groß bin, eine Familie haben. Eine hübsche, schlanke Frau, mit langen blonden Haaren und obwohl sie uns zwei Kinder geboren hat, werden ihre Brüste immer noch fest und groß sein. 

Ich dachte immer, der Held meiner ersten Geschichte heißt Simon und so begann ich vor knapp vier Jahren zu schreiben. Bis mir jemand erzählte, dass der Protagonist von Tommy Jauds Vollidiot auch Simon heißt und dann wars vorbei mit meinen Träumen und Ideen und die Sache wieder auf Eis gelegt. Der erste Satz einer Geschichte ist immer entscheidend. Da sollte nicht stehen Hallo, ich heiße Basti oder hallo, ich heiße Philipp. Da sollte stehen: Hallo, ich heiße Simon. So und nur so konnte meine Geschichte beginnen. Ich fand das schön als Anfang. Nachts hatte ich die Geschichte geträumt und somit ein Bild von Simon im Kopf, der in Wahrheit  ganz anders heißt und gar kein Pilot ist. Mein Simon ist kein Vollidiot. Und dann kam Tommy Jaud. Oder eher: Erst kam Tommy Jauds Vollidiot und dann kam ich und seitdem dümpelt mein Simon mit seinen unausgereiften 15 Zeilen vor sich hin und ich bin immer noch beleidigt. Niemand wird jemals erfahren, wie die Geschichte mit und für Simon endet. Heute habe ich dieses Interview mit Tommy Jaud vom Sueddeutsche Magazin gesehen und da fand ich ihn doch ganz sympathisch und vor allem habe ich mich an diese viertel Seite word Dokument erinnert. Trotzdem hat er mir meinen Helden geklaut, der jetzt kein Held mehr sein darf.


02.08.2011

Lieblingstelefonate

Ich: Hallo Opa, hier ist Lisa. Kann ich mal Oma sprechen?
Opa: Nee, die ist doch heute beim Arzt.
Ich: Achso, lange oder wie?
Opa: Ja, ja, zweieinhalb Stunden oder was dauert das. Die kriegt heute ne Atomspritze.
Ich: Eine was?
Opa: Ja mit Kobalt oder so.
Ich: Oh Gott.
Opa: Oder Uran, ich weiß nicht mehr genau.
Ich: Wie bitte? Warum das denn?
Opa: Ja, die darf danach auch nicht mit kleinen Kindern und so in Berührung kommen.
Ich: Ok, dann ruf ich nachher nochmal an.

01.08.2011

An meine schöne Stadt

Über die Elbe Richtung Norden 
liegt meine kleine Sehnsucht verborgen. 
Tag ein Tag aus meist von grau verdeckt,
lockt hanseatische Schönheit,
die so herrlich in ihr steckt.
Dankbar bin ich über jede Sekunde, 
in der ich verweilen kann, Stunde um Stunde.
Die Tiefen des Wassers inspirieren zu mehr,
das Herz, hier am Wasser, wird ziemlich schwer.
Der kalte Wind hingegen bläst schwere
Gedanken fort.
Und treibt mich doch stets zurück
an meinen Sehnsuchtsort.

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