08.06.2011

Herr Lehmann

Eine kleine Notiz zu Anfang: Ich kann manchmal bitterböse sein, manchmal auch verbittert und verböst. Dies, geneigte Leser, bitte ich im Kopf zu behalten, nicht persönlich oder gar allzu ernst zu nehmen: Wer mich kennt, der weiß das. Wer mich nicht kennt, der weiß es jetzt.

Meinen morgendlichen milden Kaffee mit viel Milch und viel Zucker genießend, an meinem Spezialbalkon (geöffnetes Fenster) stehend, beobachte ich also das bunte Treiben auf der Straße, als auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Transporter einbiegt. Hans-Peter Klein - Sanitäranlagen. Das bringt mich zum Nachdenken.
Es gibt wohl kaum einen durchschnittlicheren Namen als Hans-Peter Klein. Vielleicht Lieschen Müller, wobei das schon fast satirisch klingt. Ich frage mich, wenn ich schon mit so einem Allerweltsnamen gesegnet bin und eine Firma eröffne, die doch auch aufgrund der Repräsentation meines Dienstwagens im Gedächtnis der Leute haften bleiben muss, wie kann ich ihr dann noch meinen nicht sonderlich, vorsichtig ausgedrückt, repräsentativen Namen geben?

Hans-Peter Klein. Scheiße, Wasser, Fliesen. Hans-Peter Klein, ein Name wie ein Donnerschlag. Kleinkarierte Gutbürgerlichkeit. Gelsenkirchener Barock. Hans-Peter Klein. Urlaub an der türkischen Riviera. Ein Fels in der Brandung mit seinem weißen Lieferwagen. Liefert sich einen Kampf gegen Windmühlen mit der Globalisierung. Nein, Hans-Peter Klein verzichtet bewusst auf modisch flotte Anglizismen. HP Klein hat sowas nich nötich, er weiß, was er kann. Wovon träumst du, Hans-Peter Klein? Du guckst zwar gerne "Die 25 größten Lebensträume mit Sonja Zietlow" auf deinem Lieblingssender RTL, aber morgen ist eh wieder Scheiße, Wasser, Fliesen.

Werner, die Russen sind da!
Ja, Herr Röhrich, ich schau gleich mal nach.

Dennoch: Die Quintessenz, das, was uns Deutschen so liebenswert macht, sind all die Hans-Peter Kleins, die das Rad am Laufen halten, die nach getaner Arbeit die Jogginghose anziehen, ihr Feierabendbier genießen und dazu ein dick geschmiertes Leberwurstbrot verputzen. Auch sonntags beim Tatort.
Und da musste ich zum ersten Mal am heutigen Tage lächeln, denn irgendwie ist das schon wieder so herrlich gemütlich und deutsch, dass man unseren Hans-Peter einfach liebhaben muss.
Völlig unprätentios, aber ganz bestimmt pünktlich, sauber und korrekt, Hans-Peter Klein eben.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Köstlich. Einfach köstlich.

Pablo hat gesagt…

Wunderbar geschrieben! Eine herrliche Geschichte, die (leider?!) genau so auf unsere Gesellschaft zu trifft. ;)

Anonym hat gesagt…

ganz toll geschrieben, einfach wuderbar :-)

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